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Porsche 911 Carrera RS Porsche 911 Carrera RS

Der „Entenbürzel“ wird 50!

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Der Porsche 911 Carrera RS 2.7 wird 50! Ausgestattet mit Selbstsperrdifferential und Lenkung von ZF, wurde der seiner Zeit schnellste deutsche Serienwagen und gleichzeitig das erste Serienmodell mit Bug- und Heckspoiler schon bald zum Liebhaberstück.
Janine Vogler,
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Janine Vogler Oldtimer liegen der gelernten Journalistin besonders in der Verbindung mit ZF-Produkten am Herzen. Privat ist sie lieber mit Hund in der Natur oder Motorrad unterwegs.
Der seiner Zeit schnellste deutsche Serienwagen und gleichzeitig das erste Serienmodell mit Bug- und Heckspoiler feiert das halbe Hundert. Ausgestattet mit Selbstsperrdifferential und Lenkung von ZF, wurde der Porsche 911 Carrera RS 2.7 im Oktober 1972 auf dem Autosalon Paris als Carrera RS vorgestellt. Er wurde überraschend schnell zum Liebhaberstück.

Er sollte ein Fahrzeug mit Straßenzulassung für Kunden werden, die auch an Rennsportveranstaltungen teilnehmen möchten: Der RS (RS steht für „Rennsport“) ist heute ein echtes Kultauto. Der integrierte Heckflügel verlieh ihm den Beinamen „Entenbürzel“. Mit ihm begründet Porsche 1972 den Trend der Heckspoiler bei Serienfahrzeugen, welche neben den auch vorne ausgestellten Kotflügeln charakteristisch für alle späteren Carrera-Modelle waren.

Die Modellbezeichnung Carrera des leistungsfähigsten Typs aus dem Porsche-Programm hatte damals bereits eine fast zwanzigjährige Tradition: Anlehnend an die beachtlichen Rennerfolge an der berühmten Carrera Mexicana stellte Porsche bereits 1955 den ersten Carrera Sportwagen für den Straßengebrauch vor. Dabei handelte es sich um eine sportliche Version des 356 Coupes, mit 4-Zylinder-Boxermotor mit 1500 cm3 Hubraum und 90 PS Leistung.

Produziert wurde er rund sechs Jahre lang - 1960 und 1961 ausschließlich als Rennwagen – bis die Carrera-Serie mit dem 2-Liter-Typ 356 B im März 1963 zunächst beendet wurde.

©Porsche AG Porsche Carrera RS

Werbung für den Carrera RS als Deutschlands schnellster Seriensportwagen.

Knapp zehn Jahre später wollte Porsche mit dem Carrera RS 2.7 die sportliche Strahlkraft des attraktiven Namens reaktiveren und diese Rechnung ging auch sehr schnell auf. Bei dem 210 PS starken Boliden handelt es sich um einen 911 S, dessen Boxermotor auf 2687 cm³ Hubraum vergrößert wurde. Zur Gewichtsverminderung hatte man Kunststoff- und Leichtmetallteile verwendet – auch der Motorraumdeckel mit dem integrierten Heckspoiler wurde aus Kunststoff hergestellt. Der RS läuft mit Normalbenzin und ursprünglich war eine auf 500 Exemplare limitierte Serie mit der Homologation für GT-Rennen der Gruppe 4 anvisiert. Schon Ende November waren alle 500 Exemplare ausverkauft. Aufgrund des enorm großen Kaufinteresses wurden im folgenden Jahr 1973 noch weitere 1080 Fahrzeuge gebaut, was auch den Einsatz in Gruppe 3 ermöglichte. Davon baute Porsche 200 Exemplare in der im Interieur auf das Notwendigste reduzierten Leichtbauversion „Sport“ und 55 Modelle in der Rennversion „RSR“. Neben dem „Entenbürzel“ war auch der auffallende Schriftzug „Carrera“ zwischen den Radausschnitten eines der markanten Kennzeichen des RS. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 240 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,8 Sekunden in der Sportversion, konnte sich die leistungsstärkste Modellvariante des 911 innerhalb kürzester Zeit im Sporteinsatz großen Respekt verschaffen und zu einem gesuchten Liebhaberfahrzeug avancieren.

Durch seine hohe Kurvengeschwindigkeit, das enorme Sprintvermögen und seine extreme Wendigkeit fährt der Carrera perfekt auf kurvenreichen Überlandstraßen. Die erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten sind dermaßen hoch, dass der Wagen noch problemlos in der eingeschlagenen Spur rollt, wenn andere Fahrzeuge schon aus der Kurve steuern würden.

Die Fachpresse attestiere dem RS allgemein, dass einige wenige, noch wesentlich teurere Spitzensportwagen dem Carrera RS in den zahlenmäßigen Fahrleistungen leicht überlegen sein mögen. Doch am Ende sei eben keiner von ihnen ebenso alltagstauglich und wirtschaftlich - oder auf kurvenreicher Strecke schneller und sicherer.

©Porsche AG Porsche Carrera RS

Hohe Kurvengeschindigkeit und extreme Wendigkeit zeichneten den RS aus

Auch ZF hat dazu seinen Beitrag geleistet, denn Porsche und ZF verbindet eine sehr lange Tradition. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Stuttgarter Unternehmen auch bei diesem Modell wieder auf die Zahnstangenlenkung und Selbstsperrdifferential von ZF vertrauten. In der Fachpresse schnitt das präzise und direkte Arbeiten der Lenkung ebenfalls gut ab.

Für die Sperrdifferentiale kann die historische Werkstatt von ZF Tradition Interessenten von Fall zu Fall mit Ersatzteilen dienen. Gegebenenfalls sind auch Einzelanfertigungen möglich. Interessenten wenden sich dafür bitte direkt an ZF Tradition.