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Peugeot 504 Peugeot 504

Peugeot 504 - Der Gamechanger

Für Automobil-Enthusiasten ist er ein technisches Meisterwerk. Für Peugeot und ZF war der Typ 504 ein rettendes Erfolgsmodell und legte in schwierigen Zeiten den Grundstein zu einer langen und erfolgreichen Partnerschaft. Doch wie kam es dazu?

Autor: Janine Vogler, 2024-02-22

Das Ende der Sechzigerjahre war geprägt von sozialen Unruhen und zunehmender Konkurrenz – wie heute waren es schwierige Zeiten für die Automobilindustrie. Die Regierungen nahmen regulatorische Einflüsse: Sie begannen, strengere Vorschriften für Fahrzeugsicherheit und Umweltschutz einzuführen, das führte zu einer Zeit des Wandels für die Branche. Die Anpassung der Produktionsprozesse und die Investition in die Entwicklung sicherer und umweltfreundlicherer Fahrzeuge ließ die Preise klettern und Autos der gehobenen Mittelklasse waren somit nur schwer abzusetzen.

Das richtige Auto zur richtigen Zeit

Mit gekonntem Griff in den Baukasten schuf Peugeot mit dem 504 die Modellerweiterung zum beliebten Peugeot 404. Ein Glücksgriff - auch für ZF, denn der Absatz von Pkw-Getrieben war zu Beginn der 60er Jahre alles andere als rosig. Mit dem 1965 neu entwickelten, ersten ZF-Automatgetriebe 3 HP 12 begann dank Peugeot eine neue Erfolgsgeschichte für ZF.

3HP12-Getriebe von ZF

Aufnahme aus der Fertigung des 3 HP 12 im Jahr 1966

Das 3 HP 12 ist ein dreistufiger Getriebeautomat für Pkw mit einem Hubraum zwischen 1,5 und 2,2 Litern. Dem hydraulischen Drehmomentwandler ist ein mechanisches Planetengetriebe mit drei Vorwärtsgängen nachgeschaltet. Aufgrund der großen Nachfrage wurde schnell die Kapazitätsgrenze erreicht und ZF konnte sich mit der neuen Errungenschaft auch im Pkw-Bereich von der Konjunkturflaute erholen.

Italienisches Design, französische Seele

Revolutionär war der 504 zwar nicht, und doch sollte er zu einem der erfolgreichsten Modelle der Marke Peugeot werden. Die Franzosen hatten mit ihm im September 1968 ein eigenwilliges und modernes, aber vor allem sehr robustes Auto vorgestellt. Die Gestaltung der Karosserie erfolgte in Zusammenarbeit mit Pininfarina. „Italienischer Style, französische Seele“ war das Motto, mit dem für den 504 geworben wurde. Eine wichtige Neuerung stellten die einzeln an Dreiecks-Längslenkern, Schraubenfedern und Sachs-Teleskopstossdämpfern aufgehängten Hinterräder dar. Zusammen mit den an Federbeinen und Querlenkern geführten Vorderrädern sorgten sie für sichere Fahreigenschaften und den erwarteten französischen Fahrkomfort.

Peugeot 504: Italienisches Design, französische Seele

Peugeot 504: Italienisches Design, französische Seele

Die Journalisten waren besonders von dem Einspritzmodell begeistert: mit 100 PS bei 5500 Umdrehungen ließen sich 100 km/h in 13,2 Sekunden erreichen. Der Peugeot 504 war nicht nur modern konstruiert, sondern entpuppte sich auch als zuverlässiger und äußerst komfortabler Lebensgefährte.

Auto des Jahres 1969

Schon kurz nach seiner Vorstellung wurde der Typ 504 mit dem neuen 3 HP 12 angeboten und noch bevor er überall erhältlich war, wurde er schon mit dem Titel “Auto des Jahres” 1969 ausgezeichnet - das löste einen ungeahnten Hype bei den Kunden aus. Mit diesen Vorschusslorbeeren konnte die Zukunft nur vielversprechend sein.

Dieser Erfolg brachte auch ZF den ersehnten Aufschwung und so wurde die Fertigung ab 1973 schrittweise nach Saarbrücken verlagert. Nachdem Borg Warner aus der 1970 gemeinsam gegründeten Kooperation ZF Borg Warner GmbH nur zwei Jahre später wieder ausgestiegen war, übernahm ZF die Geschäftsanteile und führte die ZF Getriebe GmbH allein weiter.

Von 1965 bis 1977 wurden
250000
Stück
des 3 HP 12 gebaut.

Verbunden mit dem Erfolg des Peugeot 504, konnte ZF in dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit einen rettenden Folgeauftrag gewinnen: 1974 schloss ZF Saarbrücken mit Peugeot einen Siebenjahresvertrag über 400.000 Automatgetriebe des neuen Getriebetyps 3 HP 22 ab. Baugleich mit dem 3 HP 12, bot dieses Getriebe aber eine um 75 Prozent höhere Übertragungskapazität. „Automatisch besser fahren - automatisch weniger Stress“ war die Devise bei Peugeot und die kam bei den Kunden sehr gut an.

„Viele Peugeot-Fahrer wissen bereits den Segen dieser Technik zu schätzen. Das automatische Getriebe des 504 beispielsweise erfreut seinen Besitzer seit Jahren durch hohen Komfort, Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit.“
Auszug aus „Peugeot-Praxis" Heft 2/1978

Peugeot ließ dem 504 über die Jahre eine sorgfältige Modellpflege zuteilwerden und im März 1978 wurde der zweimillionste Peugeot 504 gebaut. Bis Ende 1983 wurde die 504 Limousine in Frankreich gebaut, an verschiedenen Standorten weltweit wurde jedoch weiter produziert. Am Schluss waren es 3,712 Millionen gebaute 504-Modelle, die letzten liefen im Dezember 2005 in Nigeria endgültig vom Band.

Das Exemplar aus der Historischen Sammlung von ZF wurde als Hommage an einen wichtigen Kunden und das erste Automatgetriebe von ZF angeschafft und stellt einen echten Meilenstein in der langen Geschichte von ZF dar.

Die eigenwillige Karosserie des Peugeot 504 wurde von Pininfarina designt