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Menschenrechte professionell managen

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Zum nachhaltigen Wirtschaften gehört das Einhalten der Menschenrechte. ZF haftet hier auch für seine Lieferanten – und das weltweit. Jasmina Brancazio, Human Rights Officer bei ZF, über den aktuellen Stand der Schutzmaßnahmen und Herausforderungen.
Frank Thoma,
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Frank Thoma arbeitet seit dem Jahr 2011 als Corporate Editor bei ZF. Der Diplom-Journalist plant, produziert und redigiert Beiträge für alle internen und externen Medien des Konzerns.
Seit dem 1. Januar 2023 ist Jasmina Brancazio die Human Rights Officer von ZF. In dieser neu geschaffenen Funktion ist die Diplom-Politikwissenschaftlerin für die Strategie und für alle Maßnahmen des Unternehmens zuständig, die dem Schutz der Menschenrechte dienen. In diesem Interview nennt sie Details zu Maßnahmen, die dem Schutz der Menschenrechte dienen sowie einige wichtige rechtliche Verpflichtungen.

Welche Bedeutung haben die Menschenrechte für ZF?

Die Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette einzuhalten ist das Fundament, auf dem wir unser nachhaltiges Wirtschaften aufbauen. Sie zu achten, war für ZF schon immer selbstverständlich. Mit dem Beitritt von ZF zum „Global Compact der UN“ im April 2012 waren jedoch eine Systematisierung der Bemühungen und mehr Transparenz verbunden. Im Sommer 2012 führte ZF bei sich das „Nachhaltigkeitsmanagement Lieferkette“ ein. Dazu kam ein Monitoring, um negative Meldungen zu CSR-Themen unserer Lieferanten zu identifizieren.

Was unternimmt ZF aktuell, um die Menschenrechte im Konzern und bei seinen Zulieferern zu gewährleisten?

Unser eigener Verhaltenskodex und die Fassung für unsere Lieferanten („Business Partner Principles“) verpflichten alle dazu, die Menschenrechte ohne Wenn und Aber zu garantieren. Auch wählt ZF seine Lieferanten sowie Dienstleister sorgfältig aus und bewertet sie. So stellen wir sicher, dass sie die gleichen oder ähnliche Standards für Menschenrechte und soziale Verantwortung haben wie wir. Dazu gehören auch Präventionsmaßnahmen wie Schulungen…

Jasmina Brancazio

…was aber noch nicht reicht?

Richtig. Einen wichtigen Beitrag zum Sichern der Menschenrechte leistet unser Hinweisgebersystem „ZF TrustLine“. Wir haben es vor mehr als einem Jahrzehnt installiert. Es steht Mitarbeitern und externen Personen offen, um mögliche Menschenrechtsverletzungen ohne Angst vor Repressalien zu melden. All dies ist jedoch nur eine Auswahl von Maßnahmen, die wir ergreifen.

"Menschenrechtsstandards einzuhalten ist eine komplexe Aufgabe, insbesondere wenn ein Unternehmen global tätig ist, so wie wir."
Jasmina Brancazio, Human Rights Officer bei ZF

Was genau macht Ihre Aufgabe so knifflig?

Menschenrechtsstandards einzuhalten ist eine komplexe Aufgabe, insbesondere wenn ein Unternehmen global tätig ist, so wie wir. ZF agiert in Ländern mit unterschiedlichen Rechtsrahmen und kulturellen Gegebenheiten. Auch müssen wir kontinuierlich daran arbeiten, unsere Praktiken zu verbessern und unsere Bemühungen nach außen darzustellen. Dies ist Teil des Human-Rights-Due-Diligence Prozesses bei ZF.

Derzeit überarbeitet ZF seinen vorhandenen Geschäftspartnerkodex. Wo wird nachgebessert und was sind die Beweggründe dafür?

Hier geht es vor allem ums Wording. Unser bisheriger Geschäftspartnerkodex enthält bereits sämtliche Verpflichtungen, im Neuen überarbeiten wir den Teil der Menschenrechte vor allem hinsichtlich der sprachlichen und rechtlichen Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Der Schwerpunkt im Geschäftspartnerkodex bleibt gleich. Da steckt ja auch noch mehr drin als Menschenrechte. Was allerdings neu sein wird, ist unsere „Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte und einhergehender Umweltstandards“. Dies ist ein Dokument, das sich explizit mit unseren Grundsätzen der Menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht beschäftigt und ebenfalls gerade überarbeitet wird.

Seit dem 1. Januar 2023 gilt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Wie schwierig war und ist es für ZF, die darin formulieren Anforderungen zu erfüllen?

Das LkSG verpflichtet deutsche Unternehmen dazu, Menschenrechtsverletzungen und Umweltauswirkungen entlang ihrer gesamten Lieferkette zu vermeiden und zu reduzieren. Für ZF mit seinen weltweit 168 Produktionsstandorten und mehr als 60.000 Lieferanten ist das natürlich eine große Herausforderung. Dies vor allem, weil in den verschiedenen Ländern auch unterschiedliche Rechtsrahmen und soziale Bedingungen herrschen, wir jedoch unseren ZF-Standard überall halten wollen.

Wie ist das zu schaffen?

Wir analysieren unsere Lieferkette und alle Standorte. Es geht darum, potenzielle Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu identifizieren. Je nach Risiko legen wir anschließend Maßnahmen fest, die gewährleisten sollen, dass überall gemäß ZF-Standard gehandelt wird. Dies ist mit zusätzlichen Kosten und Verwaltungsaufwand verbunden sowie mit möglicherweise neuen Prozessen und Überwachungssystemen, in die wir das Thema „Human Rights“ implementieren. Dazu kommen noch Schulungen für unsere Mitarbeiter und für Lieferanten. Es ist ein Prozess, bei dem wir uns ständig überprüfen, dazulernen und weiterentwickeln.

Jasmina Brancazio

Möglicherweise tritt die EU-Lieferkettenrichtlinie „Corporate Sustainability Due Diligence“ noch in diesem Jahr in Kraft. Was bedeutet dies für ZF?

Für Unternehmen, die innerhalb und außerhalb der Europäischen Union tätig sind, bringt die EU-Lieferkettenrichtlinie umfassende Sorgfaltspflichten in Bezug auf ihre Lieferanten und Geschäftspartner mit sich. Im Unterschied zum deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wird die EU-Richtlinie den Kreis der davon betroffenen Unternehmen erweitern, Umsatzschwellen einführen und auch kleinere Unternehmen erfassen. Wir gehen wir davon aus, dass ZF bereits heute die meisten der kommenden Verpflichtungen erfüllt.

Sustainability@ZF