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Jochen Berner Jochen Berner

Auf dem Weg zur ganzheitlichen Bilanz

Interview mit Jochen Berner, Leiter Sustainability Strategy bei ZF

Nachhaltiges Handeln leistet für Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung. ZF arbeitet nicht nur innerhalb der aktuellen gesetzlichen Verpflichtungen daran, sondern will, dass Nachhaltigkeit künftig auch in der Bilanz sichtbar wird. Die Hintergründe erläutert Jochen Berner, Leiter Sustainability Strategy, im Interview.

Welche Bedeutung hat „Nachhaltigkeit“ für ZF?
Die hohe Bedeutung lässt sich bereits daran ablesen, dass Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil der Konzernstrategie ist. Dort ist beispielhaft das Ziel festgeschrieben, dass wir bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden – und dies entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dieses hohe Ambitionsniveau resultiert nicht aus Druck, sondern weil wir überzeugt sind, dass wir eine gesellschaftliche Verantwortung haben, unseren Teil zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

Ist Nachhaltigkeit noch ein USP, wenn alle Unternehmen vom Gesetzgeber dazu verpflichtet werden?
Gesetzgeber weltweit verpflichten Unternehmen vorrangig dazu offenzulegen, welche Auswirkungen ihr Geschäftsmodell auf Umwelt und Gesellschaft hat. Darüber hinaus ist es für uns ein Zeichen von Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein, als Unternehmen nicht erst auf gesetzliche Anforderungen zu reagieren. Es ist uns vielmehr ein Anliegen, künftige Erwartungen der unterschiedlichen Stakeholder an uns zu antizipieren und zu erfüllen. Wir sehen darin eine große Chance zu zeigen, dass wir es ernst meinen, dass wir ambitionierte, verbindliche Ziele haben und dass wir diese mit wirkungsvollen Maßnahmen hinterlegen. Ich bin mir sicher, dass wir so eine Differenzierung schaffen, die der Markt registriert und honoriert.

Zur Person

Jochen Berner verantwortet bei ZF seit November 2021 die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Hierzu gehören neben Themen wie Klimaschutz auch menschenrechtliche Sorgfaltspflicht und Fragen zur ganzheitlichen Unternehmensbewertung.

Wo steht ZF heute beim Thema Nachhaltigkeit?
ZF betrachtet Nachhaltigkeit als Chance. Wir sind davon überzeugt, mit unseren Produkten einen positiven Beitrag zur Transformation unserer Industrie zu leisten. Wer in unseren Nachhaltigkeitsbericht blickt, sieht, dass wir mit unserer Geschäftstätigkeit weiterhin CO2 emittieren und dass sich in unseren Fabriken auch Unfälle ereignen. Sind wir also bereits nachhaltig? Nein. Sind wir auf dem richtigen Weg? Ja.

Erreicht ZF seine Nachhaltigkeitsziele aus eigener Kraft oder bedarf es Unterstützung seitens des Gesetzgebers?
Als global agierendes Unternehmen sind wir Teil eines komplexen Ökosystems. Dieses System ist eingerahmt von Erwartungen und Anforderungen. Ein Teil davon ist Regulierung. Wir wollen unsere Ziele aus eigener Kraft erreichen und sind optimistisch, dies auch zu tun. Smarte Regulierung kann auf diesem Weg allerdings unterstützen.
"Wir wollen unsere Ziele aus eigener Kraft erreichen und sind optimistisch, dies auch zu tun."

Ziele wie die Ankündigung von ZF, bis zum Jahr 2040 vollständig klimaneutral zu sein, sind „harte Ziele“, die sich mit Kennzahlen leicht nachprüfen lassen. Wie sieht dies bei der Nachhaltigkeits-Dimension „Menschen“ aus?
Auch in diesem Bereich haben wir klare Ziele, die mit Kennzahlen hinterlegt sind. Dies können etwa Kennzahlen sein wie der Anteil von Frauen unter den Führungskräften oder Unfallraten. Es können auch prozessbezogene Ziele sein; ich denke hier beispielsweise an Ziele, die sich aufs Umsetzen der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht beziehen. Unsere Ambition und die transparente Steuerung sind themenunabhängig wichtig, müssen jedoch adäquat und glaubwürdig sein.

Wie sinnvoll ist eine erweiterte Bilanzierung für ZF, die auch nichtfinanzielle Sustainability-Aspekte erfasst?
Die gängige Messung des Unternehmenserfolgs anhand von Finanzkennzahlen ist unzureichend, um den tatsächlichen gesellschaftlichen Wertbeitrag darzustellen. Aus diesem Grund beteiligen wir uns an branchenübergreifenden Initiativen, die neue Ansätze zur Darstellung ebendieses Beitrags entwickeln und testen. Konkret sei hier unsere Mitgliedschaft in der Value Balancing Alliance genannt.
"Die gängige Messung des Unternehmenserfolgs anhand von Finanzkennzahlen ist unzureichend, um den tatsächlichen gesellschaftlichen Wertbeitrag darzustellen."

Wie gut ist ZF für diese erweiterte Bilanzierung bereits aufgestellt?
Bei uns und bei anderen großen, fortschrittlichen Unternehmen laufen derzeit Pilotprojekte zu Methodiken, deren Ziel eine ganzheitliche und standardisierte Bilanzierung ist. Dabei erweitern wir zum einen unsere Kenntnisse zur Bewertung von Leistungen und Ergebnissen. Zum anderen lernen wir im Prozess und im Austausch mit den Partnern viel über uns selbst. So erkennen wir Verbesserungsmöglichkeiten und an welchen Themen wir verstärkt arbeiten müssen. Eben genau das, was mit der Methode an sich transparent gemacht werden soll. Das ist definitiv ein lohnenswertes Engagement.

Wie ZF nachhaltig denkt und handelt

Nachhaltigkeit beinhaltet weit mehr als Umweltschutz. So gehören Themen wie soziale Verantwortung ebenso dazu wie Gleichberechtigung und Chancengleichheit. ZF hat in dieser Hinsicht bereits einiges erreicht und sich darüber hinaus ambitionierte Ziele für die Zukunft gesetzt. Lesen Sie hier, welche das sind – und wie ZF für mehr Nachhaltigkeit sorgt.