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Plastic Avoidance Plastic Avoidance

Kampf gegen die Plastik-Flut

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Nachhaltiges Handeln erfordert lokales Engagement. Ein Projekt bei ZF in Mexiko zeigt, wie Mitarbeiter mit einer konsequent umgesetzten Idee den Einsatz umweltschädlicher Kunststofffolie überflüssig machen.
Frank Thoma,
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Frank Thoma arbeitet seit dem Jahr 2011 als Corporate Editor bei ZF. Der Diplom-Journalist plant, produziert und redigiert Beiträge für alle internen und externen Medien des Konzerns.
Während der Corona-Pandemie, kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit, berichteten die Vereinten Nationen am 21. Oktober vergangenen Jahres von einer alarmierenden Beurteilung ihrer Unterorganisation „Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)“:

Die Menge der in Ozeanen und sonstigen Gewässern schwimmenden Plastikmülls steigt seit Jahren rapide an. Aktuell gelangen pro Jahr geschätzt elf Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane mit all den bekannten Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt. Ohne gegenzusteuern könnte sich diese Zahl bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln, so das UNEP.
85 %
aller Abfälle in den Meeren bestehen heute aus Kunststoff.
Quelle: Vereinte Nationen

In dieser unvorstellbar großen Menge nicht enthalten sind ausgediente Kunststoffprodukte, die an Land etwa auf Deponien enden. Angesichts der Größe des Kunststoff-Problems sei Recycling keine Lösung, so das UNEP. Nötig sei vielmehr ein Umdenken entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies bedeutet, sofort die Produktion und den Verbrauch von Plastik massiv zu senken. Dazu Dr. Michael Karrer, Leiter Sustainability & EHS bei ZF: „Abfälle zu vermeiden ist vorrangiges Ziel in der Kreislaufwirtschaft, die eine zentrale Bedeutung in unserem nachhaltigen Handeln einnimmt. Wir freuen uns daher über jeden Beitrag, der die Entstehung von Plastikabfällen verhindert.“

Gesucht: Ersatz für Einwegverpackungsfolie

Gesucht: Ersatz für Einwegverpackungsfolie

Angesichts dieser globalen Entwicklung überlegten einige Kollegen im mexikanischen Chihuahua, was sie tun können, um die Plastikabfall-Lawine nicht zu vergrößern. Ein Logistikcenter versorgt drei ZF-Werke in der Stadt mit Materialnachschub für die Produktion von Modulen für Lenkungen und Airbags. Jede Stunde verlassen Lastwagen das Logistikcenter, beladen mit rund 60 Paletten.
Wie weltweit üblich, war dabei bisher jede Palette dick mit Plastikfolie umwickelt, um den Inhalt der darauf gestapelten Plastikboxen und Kartons vor Sturz und Verschmutzung zu schützen. Nach kurzer Reise bei den Empfängern angekommen, wanderte die Plastikfolie zunächst in Abfallcontainer, um später auf einer Mülldeponie zu enden. Pro Jahr summierte sich das Gewicht allein der Verpackungsfolie in Chihuahua auf knapp 30 Tonnen.

Erfunden: Mehrweg-Transporthüllen made by ZF

Erfunden: Mehrweg-Transporthüllen made by ZF

Zuviel, dachte sich ein Team aus Mitarbeitern und suchte nach einem Ersatz für die umweltschädliche Einwegverpackung. Ziel war ein wiederverwendbares Verpackungssystem. In einer ersten Phase diskutierte das Team über Machart, Größe, Material und Verarbeitung der gewünschten Mehrweg-Transportverpackung. Es folgte die Prototypenphase, in der die Logistikspezialisten mit unterschiedlichen Materialien und Schnitten experimentiert haben. Um Ressourcen zu sparen, entschieden sie sich, aus Polyamidgewebe für die Airbag-Produktion stabile Abdeckungen zu fertigen. So verwertet die Produktion der Mehrweg-Transporthüllen 3.500 Quadratmeter Gewebereste.
Die Einführung der Mehrweg-Schutzhüllen in den drei Werken erfolgte schrittweise von September 2020 bis März 2021. Seitdem sind sie nonstop im Einsatz. Inzwischen haben die mexikanischen Tüftler ihre Erfahrungen in Chihuahua mit Kollegen in Deutschland und Polen geteilt. Aktuell läuft ein Versuch im ZF-Werk Mesa im US-Bundesstaat Arizona, das auch als Zulieferer für Chihuahua arbeitet. „Die Initiative aus Chihuahua zeigt eindrucksvoll, wie sich nachhaltige Projekte lokal und pragmatisch umsetzen lassen. Der Ansatz ist zudem sehr gut auch auf andere Standorte weltweit übertragbar“, sagt ZF-Nachhaltigkeits-Chef Karrer.
„Die Initiative aus Chihuahua zeigt eindrucksvoll, wie sich nachhaltige Projekte lokal und pragmatisch umsetzen lassen.”
Dr. Michael Karrer, Leiter Sustainability & EHS bei ZF

Hier ein kurzes Video, das die Idee beschreibt und die Umsetzung vor Ort zeigt: