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Aktiv für ein grüneres Indien  Aktiv für ein grüneres Indien

Nachhaltigkeit: Aktiv für ein grüneres Indien

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Nachhaltig zu handeln heißt auch, Verantwortung zu übernehmen für Umwelt und Gesellschaft. Eine Gruppe indischer ZF-Mitarbeiter zeigt, wieviel ein entschlossenes Team bewegen kann.
Frank Thoma,
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Frank Thoma arbeitet seit dem Jahr 2011 als Corporate Editor bei ZF. Der Diplom-Journalist plant, produziert und redigiert Beiträge für alle internen und externen Medien des Konzerns.
Es begann ganz harmlos am Abend des 14. November 2015 in Chennai. Damals lebten in der Industrie-Metropole und Hauptstadt des südlichsten indischen Bundesstaats Tamil Nadu etwa 4,7 Millionen Menschen. Wie jedes Jahr vor allem in den Monaten Oktober und November, setzte der übliche Regen des Monsuns ein. Doch anstatt immer wieder zu pausieren, regnete es fast eine Woche lang sintflutartig. Reißende braune Fluten drückten in Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Fabriken. Straßen, Schienen und auch der Flughafen standen unter Wasser. Das öffentliche Leben stand still. Zivile Helfer, Polizisten und Soldaten retteten Tausende von Menschen aus dieser plötzlich entstandenen Wasserlandschaft.

Im 500 Kilometer entfernten Coimbatore fassten 25 Mitarbeiter im dortigen Werk von ZF Wind Power spontan einen Entschluss: Wir müssen helfen! Also kooperierten sie als Beschäftigte von ZF mit den Behörden und sammelten Lebensmittel, Gemüse, Hygieneartikel und Bekleidung für etwa 200 von der Flutkatastrophe betroffenen Familien im gebeutelten Chennai.

Gemeinsam effektiver: das ZF Go Green Team

Gemeinsam effektiver: das ZF Go Green Team

Die Flut war der Auslöser, dass sich im Jahr 2016 eine Gruppe von inzwischen 94 Freiwilligen zusammengefunden hat. „Bis dahin kam Hilfe eher von Einzelnen, also aus Silos. Nun bündelten wir die Kräfte im Team, um mehr zu erreichen“ sagt Werksleiter Mr. Deepak Pohekar. Weil der Natur- und Umweltschutz ein großes Anliegen der Teammitglieder ist, nennen sie sich das „ZF Go Green Team“. Das Team rund um Mentor Umakanth Papatla will in unterschiedlichen lokalen oder landesweiten Aktionen – auch Kampagnen genannt – seinen Beitrag für eine bessere Welt leisten. Bei seinenAktionen kooperiert das ZF Go Green Team beispielsweise mit dem Tamil Nadu Forest Department (der Tamil Nadu Waldbehörde), mit der Verkehrspolizei, mit Bildungseinrichtungen oder mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Die heute auf 156 Teammitglieder angewachsene Gruppe kommen aus unterschiedlichen Abteilungen des ZF-Werks Coimbatore. Besonderheit: Zu den Kampagnen bringen viele von ihnen ihre Familienangehörigen mit, was die Schlagkraft erhöht. Grundsätzlich laufen Kampagnen innerhalb des Werksgeländes oder außerhalb davon zum Nutzen der Gesellschaft.

Die Fertigung wird nachhaltiger

Die Fertigung wird nachhaltiger

Innerhalb des Werks sowie auf dem 66 Hektar großen Werksgelände fanden bislang technisch orientierte Kampagnen ebenso statt wie Kampagnen, bei denen der Naturschutz im Mittelpunkt steht. Zu den technischen Initiativen zählen Energiesparmaßnahmen wie die Umstellung auf LED-Licht, eine optimierte Klimatisierung oder der Einsatz eines wiederverwendbaren Verpackungssystems statt traditioneller Holzkisten. Allein diese Maßnahme aus dem Jahr 2019 rettet jährlich mehr als 360 große Bäume und spart 69 Tonnen an Holzabfällen. Ebenfalls auf einer Initiative des ZF Go Green Teams beruht die Einführung eines Prozesses, der dem in der Produktion anfallenden Schleifschlamm das Öl entzieht. Etwa die Hälfte des Öls lässt sich aufbereiten, die andere Hälfte wird in der Zementindustrie verbrannt.

Aufforstung vor der eigenen Haustür

Aufforstung vor der eigenen Haustür

Eine erstaunliche Naturschutz-Kampagne ist das „Mini Forest Project“. Dabei pflanzte das Go Green Team im Jahr 2017 am Rande des Werksgeländes aus Samen selbst gezogene Baumsetzlinge, um einen Beitrag zur Aufforstung in dieser wasserarmen Region zu leisten. „Wir sind am Anfang damit gescheitert, bis wir mit Expertenhilfe gelernt hatten, wie wir dabei vorgehen müssen“, erinnert sich Sasikala Sam schmunzelnd. Sie arbeitet in der Abteilung Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit. Auch ist sie Gründungsmitglied des Go Green Teams. Inzwischen ist bereits ein ansehnlicher Mischwald zu sehen. Insgesamt wurden bis heute mehr als 9200 Bäume auf dem Gelände gepflanzt. Daneben haben die Grün-Aktivisten einen großen Teich für Regenwasser angelegt, mit dem sie ihr Wäldchen während der Trockenzeit bewässern. Teich und Baumvielfalt führten dazu, dass heute mehr als 40 Vogelarten auf dem Gelände heimisch sind.

Übrigens, auch der Kompost für die Setzlinge entsteht natürlich im Werk. Dazu hat ZF hat eine mobile Kompostiermaschine angeschafft, in der die Küchenabfälle aus der Kantine für die mehr als 1000 Beschäftigten mit Gartenabfällen vermischt werden. Innerhalb von zwei Wochen reift das organische Gemisch zu bestem Kompost. Mit der leicht zu bedienenden Kompostiermaschine aus indischer Produktion entstehen so monatlich bis zu drei Tonnen Kompost. Genug, damit daran interessierte Kollegen den Dünger auch für den heimischen Garten mitnehmen können.

Vielfältige Aktionen zum Nutzen der lokalen Gesellschaft und Natur

Vielfältige Aktionen zum Nutzen der lokalen Gesellschaft und Natur

Doch auch außerhalb der ZF-Mauern hat das Go Green Team bereits einige Kampagnen durchgeführt oder beteiligt sich noch immer an ihnen. Gesponsert vom Unternehmen beteiligt sich das ZF Go Green Team an vier Kampagnen. Die Größte von ihnen ist die landesweite „One Million Trees Campaign“, bei der es darum geht, zur Aufforstung des Landes eine Million Bäume zu pflanzen. Bislang brachte das Team etwa 300.000 Setzlinge aus. Home Composting, das Kompostieren zuhause, ist ein weiteres Projekt, von dem die Gesellschaft und die Umwelt profitieren. Kompostiert wird dabei in einem einfachen Komposter, dessen Basis eine Plastikmülltonne mit Deckel ist. Wie’s funktioniert, erklären die Freiwilligen des ZF Go Green Teams. Dies leistet auch einen Beitrag zum Verkleinern der Abfallberge. Für mehr Artenvielfalt soll eine weitere Kampagne sorgen: Es geht darum, den Sperling zu schützen, dessen Verbreitung auch in Indien abnimmt. Dazu haben ZF-Mitarbeiter aus Coimbatore und deren Familien bis heute mehr als 5000 Brutkästen aus Holzabfällen gebaut und verteilt.

Bei der Kampagne “Rettet die Elefanten” arbeitete das Go Green Team mit der fürs Walayar-Waldgebiet zuständigen Forstbehörde zusammen. Es ging darum, Elefanten und Wildtiere innerhalb dieses Reservats mit Wasser zu versorgen. Schließlich trocknen dort während der Sommermonate die Gewässer aus, was die Wassersuche für die Tiere erschwert. Als Folge nähern sie sich bewohnten Gebieten. Das Projekt versorgt nicht nur Wildtiere mit Wasser, sondern vermeidet auch Konflikte zwischen Mensch und Tier.
Dies sind nur einige Beispiele von den Aktivitäten des ZF Go Green Teams. Es zeigt auch sechs Jahre nach seiner Gründung keinerlei Zeichen der Ermüdung, im Gegenteil. Die Aufmerksamkeit von Gesellschaft und von ZF sowie die erreichten Erfolge sind Ansporn und gleichzeitig der Beleg für die Richtigkeit des ZF-Mottos „Team beats Silo“.
„Bis zum Jahr 2016 kam Hilfe eher von einzelnen Mitarbeitern. Danach bündelten wir die Kräfte im Team, um mehr zu erreichen.“
ZF Plant Manager Deepak Pohekar