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Grüne Blaupause für Gebäude Grüne Blaupause für Gebäude

Grüne Blaupause für Gebäude

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Das neu errichtete Technical Center im britischen Solihull beweist, dass CO2-Neutralität keine Zukunftsmusik ist. Mit großem Engagement und tollen Lösungen haben sich die Beschäftigten dort diesem Ziel schon heute in großen Schritten genähert.
Frank Thoma,
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Frank Thoma arbeitet seit dem Jahr 2011 als Corporate Editor bei ZF. Der Diplom-Journalist plant, produziert und redigiert Beiträge für alle internen und externen Medien des Konzerns.
Etwa eine halbe Autostunde südöstlich von Birmingham liegt Solihull, eine Stadt mit 215.000 Einwohnern. Sie gilt als eines der Zentren des britischen Automobilbaus. Solihull beherbergt jedoch nicht nur das Jaguar-Landrover-Stammwerk, sondern seit Ende des vergangenen Jahres auch ein hochmodernes Technical Center von ZF.

Dort, im Blythe Valley Business Park entstanden auf einer Fläche von mehr als 20.400 Quadratmetern (220,000 square feet) zwei große Gebäude: ein Technical Center für Entwickler und ein etwas kleinerer Bürokomplex. Darin arbeiten derzeit 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlichster Disziplinen aus mehreren Divisionen. Sie entwickeln Schlüsseltechnologien und Lösungen für aktive und passive Sicherheitssysteme, fürs elektrische und autonome Fahren, für Cyber-Sicherheit, Elektronik, Brems- und Lenksysteme sowie für die Renntechnik.

Die CO2-Neutralität fest im Blick

Die CO2-Neutralität fest im Blick

Mindestens ebenso spannend wie die Fahrzeugtechnik, die hier entwickelt wird, ist die Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Neubaus. Auftraggeber und Architekten waren sich einig, dass die beiden Gebäude nicht nur moderne, attraktive Arbeitsplätze bieten sollten, sondern auch maximal energieeffizient sein müssen. Schließlich ist die CO2-Neutralität bis zum Jahr 2040 ja Bestandteil der Konzernstrategie von ZF. Als die ersten Pläne des neuen Tech Centers vorlagen und interessierte ZF-Ingenieure sie bei ZF-Projektleiter Russ Hines und Christian Rohrbach vom Corporate Real Estate Management studiert hatten, war deren Reaktion auf einige von den Bau-Profis vorgeschlagenen Lösungen: Da geht noch mehr!

Hohe Identifikation mit Umweltzielen

Hohe Identifikation mit Umweltzielen

Alastair McQueen, damals Standortleiter, erinnert sich lächelnd an die Situation, in der die Gebäudeplaner davon sprachen, dass die vorgesehenen Lösungen für Heizung, Lüftung und Beleuchtung selbstverständlich dem Stand der Technik entsprechen. „Das ist nicht State of the Art, wenn meine Kinder in Ihrem Alter sind“, antwortete McQueen. Dabei kamen von seinen Mitarbeitern nicht nur Ideen und Vorschläge, um die neuen Gebäude so grün und energieeffizient wie möglich zu machen, das Engagement ging noch viel weiter. So entdeckte beispielsweise Ingenieur Simon Redfearn seine Leidenschaft für das Belüftungssystem. Im Hauptjob kümmert er sich bei ZF um Vibrationen in Fahrzeugen. Redfearn fand preisgünstige Überwachungsgeräte, die anhand der Luftqualität erkennen, wie viele Personen auf einer Etage sind. Diese Monitore steuern dann den Luftfluss. Das senkt nicht nur den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß, sondern spart auch bares Geld.

Feuerwerk der guten Ideen

Feuerwerk der guten Ideen

Ebenfalls ein Ergebnis von Recherchen der ZF-Ingenieurrunde: die Wärmepumpen auf dem Dach. Diese von einem lokalen Unternehmen gelieferten Anlagen gewinnen 95 Prozent der Wärme aus der Lüftungsluft zurück, bevor sie das Gebäude verlässt. Generell übernehmen Wärmepumpen die Heizung der beiden Gebäude. Deren Leistung reicht aus, um überall zu heizen mit Ausnahmen des Tech Centers. Zu nennen ist hier etwa der Garagenbereich und Räume mit bis zu neun Meter hohen Rolltoren. Bei geöffneten Toren kann das Gebäude schnell auskühlen. In diesen Fällen unterstützt noch eine Erdgasheizung. Ausgeklügelte Sensor-Lösungen für das Beleuchtungssystem mit LED-Licht sorgen auch hier für größtmögliche Sparsamkeit an den Arbeitsplätzen. Fast selbstverständlich, dass der Strom für den Standort Solihull zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Der Wille, den CO2-Fußabdruck klein zu halten, erreicht selbst die Kantine. Hier haben sich die Verantwortlichen selbst die Portionsgrößen genau angesehen, um möglichst wenige Lebensmittel zu verschwenden.

Top-Ergebnis bei Energieeffizienz und Kosten

Top-Ergebnis bei Energieeffizienz und Kosten

Erstaunlicherweise haben die aus den Reihen der ZF-Mitarbeiter kommenden Verbesserungen weder den ursprünglichen Kostenrahmen gesprengt noch den Zeitplan für den Bau. Nicht minder beeindruckend ist die Umweltbilanz: Beim Energy Performance Certificate (EPC) Rating, das von A (top) bis G (schlecht) reicht, schaffte der alte Standort ein „F“, der Neubau erreicht aus dem Stand ein „A“! Ziel des Teams in Solihull ist, einem „A+“-Rating so nah wie möglich zu kommen. Um dies zu erreichen, hat sich am Standort ein Nachhaltigkeitsteam gegründet. Es soll bei allen Kolleginnen und Kollegen den Kulturwandel vorantreiben, vorhandene Maßnahmen optimieren sowie Energiefresser bei Maschinen und Prozessen identifizieren. Angesicht des bisher Erreichten, scheinen diese Ziele für die motivierte Ingenieurs-Crew keine allzu große Herausforderung zu sein.
ZF spart mit dem Neubau jährlich fast 2500 Megawattstunden an Strom ein.