By-Wire-Technologie bietet allerdings auch ein Sicherheitsplus. Allein schon mittels Steer-by-Wire lässt sich durch unmerkliche kurze Lenkbewegungen ein Fahrzeug stabilisieren, bevor überhaupt ein anderes System wie die „Schleuderbremse“ ESC eingreift. Davon bekommen Fahrer und Insassen nichts mit. Ein Regelverbund mit weiteren Systemen kann dieses Sicherheitsplus noch verstärken, insbesondere weil X-by-Wire-Systeme optimale Möglichkeiten der Vernetzung bieten. „Die Ingenieure haben nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, die Längs-, Quer- und Vertikaldynamik so zu regeln, dass sich Fahrstabilität, Fahrsicherheit und Fahrkomfort erhöhen“, sagt Dr. Christoph Elbers, Vice President Car Chassis Technology bei ZF. „Dabei geht es nicht nur um die Frage, welche Aktuatoren im kritischen Moment eingreifen und regeln. Auch die fahrphysikalische Charakteristik eines Fahrzeugs kann durch aktive By-Wire-Systeme spezifisch definiert werden.“ Ein Beispiel ist die dynamische Radlastverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Sie hat maßgeblich Einfluss auf die Kontaktfläche der Reifen zur Fahrbahn und bestimmt damit, wie ein Fahrzeug überhaupt in den Grenzbereich kommt. Die Art und Weise, wie eine Wankstabilisierung ausgelegt ist, gibt den proaktiv regelnden X-by-Wire Systemen mehr Einflussmöglichkeiten. „Die Fahrer spüren zwar nicht, wie die Systeme regeln, nehmen das Verhalten ihres Fahrzeugs dennoch als angenehm dynamisch und komfortsteigernd wahr“, so Elbers. In Zeiten des hochautomatisierten und autonomen Fahrens kann ein solcher Regelverbund kompromisslos auf Komfort ausgerichtet werden. Dies ist notwendig, weil dann die Passagiere durch andere Tätigkeiten abgelenkt sind und nicht mehr aus dem Fenster schauen. In solchen Situationen führt eine eher „unruhige“ Fahrt – aufgrund von Bodenwellen oder hektischen Brems- und Beschleunigungsmanövern – zu Übelkeit.
X-by-Wire-Systeme dürften also ein Grund dafür sein, dass uns das Autofahren auch dann noch Spaß macht, wenn wir gar nicht mehr selbst fahren.