Mit Algorithmen zu einem Straßenverkehr ohne Unfälle
Ein achtköpfiges Entwickler-Team für Algorithmen zu führen und gleichzeitig den Master in Management Studies zu machen – das hätte sich Andrziej Trzepiecinski nicht vorstellen können, als er sein Mechatronik-Studium aufnahm. Heute fühlt er sich als FutureStarter, weil er daran arbeitet, dass Unfälle im Straßenverkehr endlich Vergangenheit sind.
Das Interesse für Autos und Motoren wurde bei Andrzej Trzepiecinski schon früh geweckt: In der heimischen Garage durfte er seinem Vater oft beim Schrauben über die Schulter schauen. So sehr ihn die analoge Technik interessierte – es schlummerte noch eine weitere Leidenschaft in ihm: Bits und Bytes kombinierte er mit Schraubenschlüssel und Stecknüssen, indem er sich an der Technischen Universität Łódź für Mechatronik einschrieb.
Ambassador für neuen ZF-Standort
In Łódź hatte ZF 2017 gerade seinen siebten Standort in Polen eröffnet – als Erweiterung des Entwicklungszentrums in Częstochowa. Hier sollten gemeinsam mit führenden Automobilherstellern Sicht- und Radarsysteme für Personen- und Spezialfahrzeuge entwickelt werden. Andrzej nahm an einem von ZF geförderten Projekt der Uni teil, bei dem ein ferngesteuertes Modellauto mit für das autonome Fahren wichtigen Funktionen entstand: Image Processing und Programming waren die Stichworte des an der Uni unter „Little Oxford“ geführten Projekts. Zudem suchte ZF einen Ambassador, der Studenten der TU für das neue Entwicklungszentrum interessieren sollte. „Ich hatte vorher kein klares Bild davon, was ZF alles entwickelt und produziert“, gibt er heute zu. „Aber als ich mich näher mit ZF beschäftigte, wurde mir klar, dass dort praktisch jedes Verkehrs- und Mobilitätsthema zu Hause war.“ Das hat den Studenten beeindruckt – und geprägt.
Nach einem dreimonatigen Praktikum, das ihn durch viele Abteilungen des Standorts führte, stand für Andrziej fest, dass er sich seinen Berufsstart nur mit ZF und am liebsten mit Algorithmen vorstellen konnte. „Algorithmen sind der Schlüssel für intelligente Funktionen im Fahrzeug – und es ist faszinierend zu sehen, wie Code im Fahrzeug funktioniert und die Anwendungen immer besser werden“, beschreibt er seine Erfahrungen. Zudem eröffnete sich ihm die Chance, in einem komplett neu zusammengestellten Team von Anfang an zu arbeiten. Kaum ein Jahr fuhr bereit ein Prototyp mit Algorithmen, die er mit seinem Team entwickelt hatte: für die automatische Spurkorrektur, den Abstandstempomaten, die automatische Verkehrszeichenerkennung sowie den automatisierten Hinweis zur Geschwindigkeitsüberschreitung. So früh schon das Ergebnis der eigenen Arbeit in der Anwendung erleben zu können, war für ihn ein einschneidendes Erlebnis, wie er sagt.
Optimierung von Kameras für Assistenzsysteme und autonome Autos
„Im Moment entwickeln wir die Bilderkennungssoftware für integrierte Kameras stetig weiter“, beschreibt er sein aktuelles Projekt. Kameras, die in der Windschutzscheibe integriert sind, müssen Unfall-Gefahrensituationen durch Verkehrsteilnehmer wie querende Passanten oder Fahrradfahrer zuverlässig erkennen, den Fahrer warnen und im äußersten Fall den automatischen Notbrems-Assistenten auslösen. Andrzejs Team optimiert beispielsweise die Software, die erkennt und meldet, in welchen Situationen autonomes Fahren möglich ist und wann der Fahrer wieder übernehmen muss. „Das entspricht dem autonomen Fahren nach Level 2+“, erläutert Andrzej: „Außerdem arbeiten wir daran, die Kalibrierung von Kameras zu optimieren – beim Bandablauf im Werk sowie beim Service in der Werkstatt.“ So muss eine Kamera nicht nur erfassen, wo der Horizont ist, um Entfernungen abschätzen zu können. Sie muss auch wissen, in welchem Fahrzeug sie sich befindet. Bei Fahrzeugen mit langer Motorhaube muss eine Notbremsung früher ausgelöst werden als bei Fahrzeugen mit wenig Überhang, denn wenige Zentimeter können darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht.
Dass ZF ihm schon nach drei Jahren die Leitung eines achtköpfigen Entwickler-Teams anbot, hat ihn beeindruckt: „Es ist ein gutes Gefühl, dass ich auch als junger Ingenieur schon Verantwortung übernehmen darf“, sagt er. Nichts geändert hat seine Tätigkeit als Teamleader daran, dass er seinen Master-Abschluss berufsbegleitend noch im Jahr 2023 abschließen will. Allerdings hat sich das Thema gewandelt: Statt in Mechatronik wird er seine Thesis in Management schreiben – womit er die Zukunftsaussichten, die ZF ihm bieten kann, mindestens ebenso gut vorhersieht, wie die Kamera eines autonomen Fahrzeugs den Weg, der vor ihr liegt.Momentan fühlt er sich manchmal in zwei Welten: abends und am Wochenende als Master-Student, in der Woche als Teamleiter mit Entwicklungs- und Personalverantwortung. Mehr als die eigenen Ambitionen sind es aber die Inhalte, die ihn antreiben: „Wir arbeiten hier daran, dass es irgendwann mal in den Nachrichten keine Meldungen mehr über Unfälle im Straßenverkehr gibt. Genau deswegen fühle ich mich bei ZF als FutureStarter.“