FutureStarter aus Leidenschaft
René Deist fühlt sich als FutureStarter: Der Senior Vice President International Digitalization treibt die Digitalisierung voran und macht ZF fit für die Zukunft. Er hat eine klare Vision, wie sich die Wertschöpfung steigern lässt: Indem ZF moderne Prozesse einführt und das Potenzial der generativen, künstlichen Intelligenz nutzt.
Von der Zukunft und ihren Möglichkeiten fasziniert zu sein, sie kaum erwarten zu können – das macht FutureStarter bei ZF aus. Das gilt auch für René Deist: Der 55-jährige Diplom-Mathematiker, Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler, hat sich weltweit über viele Jahre im Bereich der Geschäftsprozessverbesserung und der digitalen Transformation einen Namen gemacht. Seit 2020 ist Deist bei ZF und er ist sich sicher, dass wir gerade miterleben, wie Zukunft passiert: „Vielleicht wird uns erst in einigen Jahren bewusst, wie sehr die generative, künstliche Intelligenz unser Leben und insbesondere unseren Umgang mit Computern verändert hat“, beschreibt er jenen Moment im November 2022, als der US-Softwarekonzern OpenAI seinen Chatbot ChatGPT präsentierte.
Künstliche Intelligenz: Utopien werden möglich
Die Bedeutung dieser Technologie vergleicht er mit der Einführung des Internets, die das Arbeits- und Alltagsleben vieler Menschen innerhalb von drei Jahrzehnten disruptiv verändert hat. „Dialoge finden heute überall statt“, begründet er seine Einschätzung. „Sensoren reden mit Steuergeräten, Autofahrer mit Technikern einer Werkstatt, Bewegungssensoren von Smartphones mit Navigationssystemen. Steuergeräte sprechen aber eine andere Sprache als Autofahrer oder Navigationssysteme. Die generative, künstliche Intelligenz schafft Systembrücken, wie die unterschiedlichen Sprachen für alle Teilnehmenden verständlich werden. Das eröffnet Möglichkeiten, die wir uns heute kaum vorstellen können.“ So ist es keineswegs utopisch, dass ein Fahrzeug seinem Besitzer oder dem Werkstattmeister in Zukunft detailliert und in Worten beschreibt, an welcher Stelle es ein Problem gibt – nur ein Beispiel für Dialoge zwischen Gesprächspartnern, die in naher Zukunft Realität werden dürften.
Die enge Zusammenarbeit mit Microsoft, einem der Haupt-Finanziers von OpenAI, zahlt sich für ZF aus, wenn es darum geht, bei dieser Entwicklung in der ersten Reihe zu sitzen. „Wir entwickeln gerade ein System, für das wir vorhandene AI-Anwendungen nutzen, indem wir sie mit unseren Datenbanken in der Cloud verknüpfen“, sagt René Deist.
Die Zukunft beginnt – in atemberaubender Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit, in dem sich die Veränderung vollzieht, ist auch für den erfahrenen CIO- und Transformations-Manager atemberaubend: „Der Wandel erfolgt nicht in Jahren, sondern in Monaten. Wir haben bereits Pilotprojekte, in denen Softwareentwickler Copiloten nutzen, um das Schreiben von Code zu automatisieren. Außerdem implementieren wir Help-Bots für noch effizientere Lösungen von IT-Problemen und schulen Sales Manager darin, ihre Meeting Minutes von Kundenbesuchen oder ihre Kundenpräsentationen mit Unterstützung der KI zu erstellen", beschreibt er aktuelle Projekte. Auch in Unternehmen wird sich nach seiner Einschätzung viel verändern: „Die Zentrale IT wird sich noch mehr um die hoch komplexen Themen kümmern können, denn eine ihrer Rollen ist heute häufig die des Übersetzers zwischen Anwender und System. Diese Aufgabe wird künftig durch generative AI-Systeme immens vereinfacht.“
Was dafür erforderlich ist: die Veränderungsbereitschaft jedes Einzelnen, ohne die die Digitalisierung nicht denkbar ist. Ein Phänomen, dem René Deist, bei seiner Aufgabe, ZF zu digitalisieren, ständig begegnet: „ZF ist in den vergangenen Jahren durch Akquisitionen enorm gewachsen. Die Prozess- und Systemlandschaften der ursprünglichen Unternehmen sind zum Teil immer noch existent. Digitalisierung lebt aber von der konzernweiten Standardisierung von Prozessen, die übergreifend das Arbeiten entlang der Herstellung und Lieferung unserer Produkte für unsere Kunden effizient aufeinander abstimmt. Mein Credo lautet: Je einfacher wir das Zusammenarbeiten gestalten, desto schneller und effizienter wird ZF und desto höher wird die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für viele Mitarbeiter bedeutet das, sich auf die neuen Prozesse einzulassen und sich weiterzubilden.“ Das Ziel ist für ihn von existenzieller Bedeutung: „Wir leben in einer immer komplexeren, datengetriebenen Welt. Das betrifft die Produkterstellung, den gesamten Werte- und Warenfluss inklusive Produktion und Belieferung – und natürlich die Unternehmenssteuerung. Nur wer da seine Prozesse im Griff hat, kann der Zukunft positiv entgegensehen – und sich als FutureStarter fühlen.“ Eine Zukunft, in der der Mensch keineswegs überflüssig wird: „Es geht darum, den Menschen von anstrengenden, routinehaften Tätigkeiten zu entlasten, ihm aber die Rolle als verantwortliche Instanz zu bewahren.“
Mehr Chancen für Nerds
Die Digitalisierung hat für René Deist noch eine andere Auswirkung: „IT war früher in vielen Unternehmen ein Thema, das eher ungreifbar war und als ‚Muss‘ angesehen wurde – eine Spezialdisziplin für Computerfreaks. Heute ist IT en vogue, weil sie vom Hilfsmittel zur Wertschöpfungsquelle avanciert ist. Das ist eine Entwicklung, die mir als Mathematiker und Informatiker natürlich nicht unangenehm ist“, lacht er.
Dabei hätte sein Leben auch einen völlig anderen Verlauf nehmen können: Anfang der 1980er tourte der gebürtige Bochumer als Musiker durch Deutschland und liebäugelte sogar mit der Idee, für die Musik sein Studium aufzugeben. Trotz der Entscheidung für die Mathematik ist er der Musik treu geblieben, und auch da faszinieren ihn die Algorithmen: „Generative KI braucht heute ein Snippet von neun Sekunden, um eine Stimme täuschend echt zu simulieren. Deswegen kann man sich heute auf Youtube anhören, wie Kurt Cobain ‚Black Hole Sun‘ von Soundgarden singt, ohne dass er diesen Song jemals aufgenommen hätte.“ Keine Frage: René Deist ist fasziniert von den Möglichkeiten, die die Zukunft bereithält.