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Herr der Winde

Ohne die Arbeit von Wim Geens kann es für seine Kunden teuer werden. Windräder stehen still, Kosten explodieren und es fließt kein Strom. Bis zum Jahr 2050 wird Energie hauptsächlich elektrisch sein und mehr als 50 Prozent des weltweiten Endenergiebedarfs decken.

Datum: 2024-01-31

Die Windkraft wird dabei eine der wichtigsten Quellen sein, so die Experten der „International Renewable Energy Agency“. Wim Geens plant und entwickelt Testaufbauten für Windkraftanlagen bei ZF Wind Power im belgischen Lommel.

„Es ist gigantisch! In meinem Leben habe ich noch nie etwas Größeres gesehen. Wer nur das Modell der Anlage kennt, wird von der Realität erschlagen“, erzählt Wim Geens begeistert. Er verantwortet bei ZF Wind Power den Aufbau der sogenannten No-Load Tests. No-Load Tests untersuchen Windkraftgetriebe und weitere Komponenten von Windturbinen auf Leistungsfähigkeit sowie Zuverlässigkeit auf einem Prüfstand. Geens arbeitet künftig am mit 60 Meter Länge weltweit größten und mit 30 Megawatt leistungsstärksten Systemprüfstand für Windkraftanlagen. Dieser einzigartige Getriebeprüfstand entsteht derzeit im belgischen Lommel in einer Industriehalle, deren Stahlskelett mit grauem Wellblech beplankt ist.

Wim Geens is a ZF FutureStarter

Wim Geens plant und entwickelt Testaufbauten für Windkraftanlagen bei ZF Wind Power.

„Es ist gigantisch! In meinem Leben habe ich noch nie etwas Größeres gesehen. Wer nur das Modell der Anlage kennt, wird von der Realität erschlagen.“

Warum es notwendig ist, Getriebe, Hauptlager und Generatoren auf Herz und Nieren zu prüfen? Ganz einfach. Die Kraft der Windböen ist enorm, die auf Windkraftanlagen mit ihren üblichen Nabenhöhen von 90 bis 130 Meter wirken. Windlast und Windrichtung ändern sich ständig, egal, ob an Land (onshore) oder auf dem Wasser (offshore). Das belastet den Antriebsstrang stark, also die sich drehenden Teile wie Getriebe, Kupplungen und Lager. Diesen permanenten Angriffen der Natur muss die Technik trotzen und zuverlässig funktionieren – jahrelang, ein Windkraftanlagenleben lang. „In unserem neuen Test- und Prototyp-Center können wir künftig alle Belastungen simulieren, wie sie in freier Natur auftreten“, erklärt Geens. Mit dem Prüfstand lässt sich auch die Zuverlässigkeit komplexer Antriebsstränge unter extremen Bedingungen überprüfen. Auch können die Ingenieure künftig damit schneller und einfacher feststellen, ob eine neue Generation von Getrieben oder Komponenten dauerhaft funktioniert oder nicht. Damit kommt neue Windkrafttechnik schneller auf den Markt, ist zuverlässiger und trägt so dazu bei, die Energiewende zu beschleunigen.

"Für mich ist das Beste an diesem Prüfstandsprojekt, dass ich von Anfang an dabei bin. Nicht nur beim Bau des neuen Prüfstands, sondern vor allem bei der Konzeption der Tests“, so Geens. „Ich starte auf einem weißen Blatt Papier und kann alles bis hin zum fertigen Testaufbau in der Halle mitentwickeln. Das motiviert mich – gerade, wenn bei der Umsetzung unerwartete Hindernisse auftauchen, die sich vorher am Schreibtisch noch nicht abgezeichnet haben.“ Umfassend die Zuverlässigkeit von Komponenten und Systemen bestimmen – das ist die Kernaufgabe dieses Prüfstandes im XXL-Format. Es sind diese Testläufe, mit denen ZF die Risiken der Windindustrie minimiert. Ebenso sind sie sind die Voraussetzung, um die Zustimmung von Kunden, Versicherern und Zertifizierungsstellen zu erhalten, um neue Designs für Windkraftanlagen überhaupt auf den Markt zu bringen.

Hindernisse zu überwinden und Lösungen zu finden motiviert Wim Geens in seiner Arbeit.

Hindernisse zu überwinden und Lösungen zu finden motiviert Wim Geens in seiner Arbeit.

Doch zurück zu Wim Geens. Den Grundstein für sein Karriere gelegt hat der heutige Testspezialist Geens mit dem Besuch einer Schule für Elektrotechnik und einer Spezialisierung auf Technisches Zeichnen. Danach arbeitete er als Assistent in der Abteilung für technisches Design bei der damaligen Hansen Transmissions, die ZF im Jahr 2011 übernommen und zur ZF Wind Power umgeformt hat.

Aktuell beschäftigt der Hersteller von Windkraftgetrieben und Antriebsstrang-Komponenten etwa 4000 Kolleginnen und Kollegen in Europa, China, Indien und in den USA. Bis heute hat ZF Wind Power mehr als 80.000 Getriebe ausgeliefert mit einer elektrischen Produktionskapazität von 180 Gigawatt. Damit lassen sich mehr als 150 Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Inzwischen stammt jedes vierte Windkraftgetriebe auf der Welt von ZF Wind Power. „Die Möglichkeiten für mich bei ZF sind hochinteressant. Angefangen habe ich als Technischer Zeichner, dann konnte ich im Vertrieb als technischer Berater mit Kunden zusammenarbeiten und heute bin ich für den Testaufbau der No-Load Tests verantwortlich.“

For Geens, good cooperation is crucial.

Für Geens ist eine gute Zusammenarbeit entscheidend.

„Um beim Einsatz erneuerbarer Energien rascher voranzukommen, brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen den Ländern weltweit."

Von seinen alten Kontakten in die unterschiedlichen Abteilungen profitiere er noch heute. Für Geens ist eine gute Zusammenarbeit entscheidend, da nur das Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel motiviert und Spaß macht.

Für ihn und sein Team ist der Kunde König. „Einmal“, so erinnert sich Geens, „haben wir für einen Kunden eine Kältekammer gebaut, um Bedingungen wie am Nordpol zu simulieren. Nur so konnten wir alle notwendigen Tests durchführen. Diese Arbeit im Team motiviert mich jeden Tag.“ Für Geens ist klar: Was im Kleinen funktioniert, liefert auch die Lösung für große Aufgaben. „Um beim Einsatz erneuerbarer Energien rascher voranzukommen, brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen den Ländern weltweit. Wir haben noch nicht alle an Bord, aber für eine nachhaltige Zukunft brauchen wir alle.“