Mission Innovation: Der Chef im Ideen-Labor
Sebastian Grimm trägt seine Rolle als FutureStarter schon im Jobtitel: Als Head of Innovation Lab beschäftigt er sich täglich mit der Zukunft. Seine Mission: Neues (er)finden – und erschließen.
Gemeinsam mit seinem Team entwickelt Sebastian Grimm Produkte und Prozesse weiter, verfeinert ihren Nutzen für neue Zielgruppen und erschließt neue Geschäftsfelder. Dafür greift er auf das umfassende Know-how der ZF-Fachteams aus den unterschiedlichsten Entwicklungs-Bereichen zurück – von E-Mobility über Windkraft bis hin zu Nutzfahrzeugtechnologie und Industrietechnik. Außerdem hilft dem 50-Jährigen dabei auch sein eigenes Wissen, dass er sich in seiner beruflichen Laufbahn in Konzernen, als Freiberufler sowie in Start-ups erarbeitet hat.
Dass der gelernte Wirtschaftsinformatiker ein Faible für innovative und zukunftsträchtige Prozesse, Konzepte und Technologien hat, hat er gleich zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn unter Beweis gestellt. Direkt nach dem Studium stieg er bei einem großen, süddeutschen Automobilhersteller ein und baute im Merchandising-Bereich des Unternehmens den E-Commerce auf. Das war vor mehr als 25 Jahren und somit zu einer Zeit, als gerade einmal 6,5 Prozent der deutschen Erwachsenen Onlinedienste nutzten.
Unternehmerisches Denken fördern
Die Fähigkeit, Ideen und ihre Potenziale früh zu erkennen, zu entwickeln und zu bewerten, eignet sich fast schon als Job-Beschreibung für eine Tätigkeit im ZF Innovation Lab. Sebastian Grimm: „Es geht uns darum, die Entwicklung kreativer und neuer Ideen im Unternehmen zu fördern und den Mitarbeitern die Chance zu geben, diese auszuprobieren und umzusetzen. In mehreren Stufen bewerten wir Vorschläge, ob sie bereits so weit sind, umgesetzt zu werden, oder noch ein bisschen Zeit brauchen.“ Dazu müssen Team-Mitglieder ihre Ideen formulieren und in einem Pitch vorstellen. Überzeugt der Ansatz, bekommen die Innovatoren ein Zeit-, Kosten- oder Headcount-Budget, um ihr Projekt weiterzuverfolgen. Kollegen werden so zu Unternehmern in eigener Sache. Frei nach dem ZF-internen Motto: „Be the CEO of your ideas!” Eine wichtige Spielregel ist dabei auch, dass Ideen nicht weiterverfolgt werden, wenn sie im Pitch nicht überzeugen können.
Steer-by-wire für die Gaming-Konsole
Die Vorschläge müssen nicht immer im Kernbereich des Unternehmens angesiedelt sein: Besonders stolz ist Sebastian Grimm zum Beispiel auf eine innovative Idee aus seinem Team, die ZF-Kompetenzen in einem völlig neuen Geschäftsbereich nutzt: „Ein Kollege mit Leidenschaft für Sim-Racing hatte den Einfall, unsere langjährige Expertise im Bereich Steer-by-wire zu nutzen. Er schlug vor, auf Basis einer elektrischen ZF-Lenkung ein Lenkrad für den Gaming-Bereich zu entwickeln, das in Rückmeldung und Lenkkräften täuschend echt an ein Rennfahrzeug herankommt.“ Das Projekt ist bereits auf mehreren Messen vorgestellt worden und der Kollege mittlerweile zu ZF-Racing gewechselt, wo die Lenk-Konsole von ZF zur Serienreife gebracht werden soll. Ein völlig neuer Geschäftsbereich für die Zukunft, der vorhandenes Wissen im Unternehmen auf optimale Weise einsetzt.
Mit offenen Augen durch die Welt gehen, beobachten und Dinge miteinander verknüpfen – das ist für Sebastian Grimm eine Schlüsselkompetenz für Innovationsmanagement. Als Chef des Innovation Lab ist er ständig auf der Suche nach Inspirationen für neue Ideen. So ist der jährliche Besuch der Hannover Messe ebenso Pflichtprogramm wie das Studium der Förderlandschaft oder die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Phänomenen wie der Ageing Society. Permanent screenen Sebastian Grimm und sein Team auch die Start-up-Szene – ein schier unerschöpflicher Pool für neue Ideen, Geschäftsmodelle und Kooperationen.
Ganz wichtig ist ihm die Diversität seines Teams: „Wir sind eine ziemlich bunte Truppe: Die vielen verschiedenen Kompetenzen und Biografien unserer Team-Mitglieder sind enorm hilfreich. Das erweitert die Perspektive und bringt immer wieder neue Aspekte ein, an die man selbst vielleicht nicht gedacht hätte. Unsere Arbeit leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Transformation des Unternehmens, sondern vermeidet Silo-Denken, indem wir Menschen und Bereiche zusammenbringen, die zuvor noch nicht viel miteinander zu tun hatten.“
Wichtig dabei ist auch, dass das Unternehmen Rahmenbedingungen für Kreativität und Flexibilität schafft sowie neuen Ideen eine Chance gibt. „Offenheit für Innovationen ist in der Unternehmenskultur von ZF tief verankert“, fasst Sebastian Grimm seinen Eindruck aus bisher vier Jahren bei ZF zusammen. „Das kannte ich von großen Konzernen so bisher nicht. Trotz seiner Größe vermittelt ZF das Gefühl eines nahbaren Unternehmens, das seine Team-Mitglieder in Entscheidungen einbezieht und Wert auf Transparenz legt. Faszinierend sind auch die Netzwerke vieler Kollegen, die es immer schaffen, jemanden aus dem Ärmel zaubern, der weiterhelfen kann, wenn ein Projekt ins Stocken gerät."
Hartnäckigkeit zahlt sich aus: KI-Anwendung geht in Serie
So hat die Kombination von Hartnäckigkeit und Offenheit erst kürzlich einem Projekt zur Serienreife verholfen, das im Innovation Lab entstand: Mit ProSound hat ZF ein System entwickelt, das akustische Signale mithilfe künstlicher Intelligenz erkennen und auswerten kann. „ProSound weiß, ob sich eine Feuerwehr oder ein Krankenwagen nähert, bevor der Fahrer davon Notiz genommen hat. Dabei können die Algorithmen die unterschiedlichen Sirenen-Signale auseinanderhalten: ein deutsches Martinshorn ebenso wie die typische Polizei-Sirene eines US-Streifenwagens“, beschreibt Sebastian Grimm das System.
Wie groß die Bandbreite der Vorschläge im Innovation Lab ist, zeigt ein anderes Beispiel, bei dem es darum geht, Schilfgras als besonders nachhaltiges Verpackungsmaterial zu nutzen. Ob die Nähe zu den Schilfufern des Bodensees bei dieser Erfindung eine Rolle gespielt hat, vermag Sebastian Grimm allerdings nicht zu sagen.
Zur Offenheit und Kreativitätsförderung bei ZF passt, dass der Leiter des Innovation Labs nach wie vor auch sein eigenes Unternehmen betreibt. Aufgrund seines Interesses für Camping hat Sebastian Grimm gemeinsam mit drei Freunden eine Navigations-App für Wohnwagen und Wohnmobile entwickelt. Die Anwendung vermeidet durch Eingabe der individuellen Fahrzeugdaten, dass Brückenunterführungen zu niedrig, Durchfahrten zu schmal oder Radien von Abbiegungen zu klein werden. Regelmäßig besucht Grimm auch Messen und Conventions jenseits des ZF-Spektrums, in denen er in anderen Branchen nach Innovationen Ausschau hält, die auch für ZF ein Geschäftsmodell sein könnten.
Auf einer Messe hat der langjährige Wahl-Stuttgarter auch sein bisheriges Highlight bei ZF erlebt: Auf der IAA Mobility 2023 hat Bundeskanzler Olaf Scholz den ZF-Stand besucht und den Demonstrator der ZF Steer-by-wire-Lenkung für Gaming-Anwendungen ausprobiert: „Ein großartiges Gefühl zu erleben, dass der Bundeskanzler sichtlich Spaß mit etwas hatte, das bei uns im Innovation Lab entstanden ist.“