Ihre Arbeit rettet Leben
Dass sie Elektronik-Ingenieurin werden wollte, stand für Amanda Mohan schon fest, als sie gerade mal elf Jahre alt war. Dass sie dadurch aber dazu beitragen könnte, Unfälle zu verhindern oder Unfallopfer vor schweren Verletzungen zu bewahren, das hat sich erst in ihren 13 Jahren bei ZF ergeben.
Als FutureStarterin fühlt sich die Senior Engineering Managerin, weil sie jeden Tag daran arbeitet, dass der Verkehr – auch mit assistierten und automatisierten Fahrzeugen – noch sicherer wird. Wie wichtig passive Sicherheit ist, hat die US-Amerikanerin in ihrem Urlaub im Sommer 2023 erlebt. Auf einem Highway in der Nähe des Grand Canyon verließ ein entgegenkommendes Fahrzeug plötzlich seine Spur und kam direkt auf das Familien-Auto zu.
„Mein Mann saß am Steuer, hat gehupt und damit den Fahrer, der offenbar eingeschlafen war, gerade noch aufwecken können. Aber der reagierte zu spät: Während wir in letzter Sekunde ausweichen konnten, kam es mit dem hinter uns fahrenden Fahrzeug zur Kollision.“ Dabei wurden die Frontpartien beider Fahrzeuge bis zur Stirnwand eingedrückt und alle Airbags ausgelöst. Trotzdem – oder gerade deshalb – konnten alle Insassen ohne sichtbare Blessuren ihre Fahrzeuge verlassen. „In solchen Situationen wird einem klar, wie wichtig es ist, sich intensiv mit passiver Sicherheit zu beschäftigen“, reflektiert Amanda, die fast ein Jahrzehnt bei ZF damit verbracht hat, elektronische Steuergeräte für Airbags zu entwickeln. Aber sie ist zu sehr Ingenieurin, um nicht auch festzustellen: „Unbefriedigend daran war, dass keine Warn- oder Schutzeinrichtung verhindert hat, dass der Fahrer, der von seiner Nachtschicht kam, überhaupt am Steuer eingeschlafen ist“.
Frühe Prägung: Der Weg als Elektronik-Ingenieurin war vorgezeichnet
Dass sie schon als Elfjährige den klaren Wunsch hatte, Elektronik-Ingenieurin zu werden, hat sie einem Ferienprogramm ihrer Schule zu verdanken. In einem Workshop gelang es ihr, aus Elektronik-Bauteilen eine Digitaluhr zu bauen – und das hat sie so fasziniert, dass ihre Leidenschaft bis heute ungebrochen ist. „Ich wollte aber nie ins Auto-Business, sondern habe davon geträumt, in die Raumfahrt zu gehen“, gesteht sie lachend. „Aber: C'est la vie. Nichts mit Autos zu tun zu haben, ist für jemand, der in Michigan aufgewachsen ist, fast unmöglich“. Nach Bachelor und Master in Electrical Engineering fand sie ihre erste Stelle schließlich als Field Quality Engineer bei einem Automobilzulieferer. „Das war eine wertvolle Erfahrung, hatte aber außer kaputten Lichtmaschinen und Anlassern nichts mehr mit meiner Leidenschaft für Elektronik zu tun.“
Das sollte sich 2010 ändern: Amanda wechselte zu ZF als Resident Quality Engineer und stieg direkt in die Entwicklung des elektronischen Steuergeräts für die Hybrid Slip Control Bremse des Chevy Volt ein. „In Sachen Elektronik war ich endlich da angekommen, wo ich hinwollte,“ beschreibt sie ihren damaligen Schritt.
Leidenschaft für passive Sicherheit
Zwei Jahre später wechselte sie in den Bereich Passive Sicherheit und beschäftigte sich fortan als Product Engineer und Senior Product Engineer mit Airbag-Systemen und deren Steuerung. „Airbags sind als Produkt zwar nicht gerade sexy – aber sie retten Leben. Und das hat mir immer das gute Gefühl gegeben, mich mit etwas sehr Sinnvollem zu beschäftigen“, erinnert sie sich.
Zudem gefiel ihr, dass sie es mit komplexen Systemen und Herausforderungen zu tun hatte: „Zuverlässigkeit ist bei Safety Electronics das wichtigste Kriterium überhaupt. Es darf weder eine fehlerhafte Auslösung geben noch eine Nicht-Auslösung, wenn der Airbag gebraucht wird. Dazu müssen wir alle möglichen Fälle simulieren und darauf vorbereitet sein.“ Zum Beispiel, wenn im Falle einer Kollision die Stromversorgung unterbrochen ist: „Für diesen Fall haben Airbags heute einen eigenen Energiespeicher, der ihre Funktionssicherheit unabhängig von der Fahrzeugbatterie gewährleistet“, erklärt sie und stellt fest: „Gerade bei Sicherheitstechnologien orientieren wir uns sehr stark an Anforderungen aus der Luft- und Raumfahrt: dort sind redundante Systeme für nahezu jeden Einsatzbereich vorgesehen.“
In der Automobilindustrie regelt die ISO 26262 für sicherheitsrelevante Bauteile die geforderten Standards, um Fehlfunktionen auszuschließen. Dass alle ZF-Produkte heute ISO-konform sind, ist nicht das Einzige, was Amanda freut: „Durch die stärkere Vernetzung ihrer Bauteile werden Autos immer mehr zu fahrenden Computern. Als Elektronikerin finde ich das richtig cool!“
Globales Team zur Prozessoptimierung – für mehr Sicherheit auf den Straßen der Zukunft
2021 ist sie aus der Produktentwicklung ausgeschieden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich habe die Zusammenarbeit mit meinem Team in Farmington Hills sehr geliebt. Das waren zehn Jahre meines Lebens, in denen ich, häufig als einzige Frau in einer männlich dominierten Umgebung, jeden erdenklichen Support von meinen Mentoren und Supervisoren bekommen habe – in einer Zeit, in der ich nicht nur zwei Kinder geboren habe, sondern auch eine Brustkrebs-Erkrankung überstehen musste.“
Ihre Erfahrungen als weibliche Ingenieurin teilt sie in der Society of Women Engineer's, in ihrem wöchentlichen Newsletter #badassengineer auf LinkedIn sowie durch ihr Engagement in Diversity-Initiativen bei ZF. Heute leitet sie ein globales und dezentrales Team mit Mitgliedern aus Polen, Mexiko, Deutschland, Indien, UK und den USA, das verschiedene Sonderprojekte zur Optimierung der Effizienz in der Entwicklung durchführt. „Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf wertsteigernde Elemente und Prozesse für die Engineering Communities sowie auf Design-Effizienz und Kosteneinsparungen,“ beschreibt sie ihre neue Rolle. Es geht ihr nicht mehr nur um Airbags, sondern um alle technischen Systeme, mit denen die Sicherheit konventioneller, aber auch zukünftiger automatisierter und autonomer Fahrzeuge beeinflusst werden kann – inklusive Bremsen, Lenkung und Überwachungs-Systemen.