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#Nachhaltigkeit

Nachhaltig unter Strom

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Möglichst wenig Energie verbrauchen – das ist der Anspruch, den ZF an seine Produkte stellt. Auch in der Fertigung achtet der Konzern auf Nachhaltigkeit. Der Schlüssel: umweltfreundliche Energieträger und Optimierung des Verbrauchs.
Andreas Neemann, 28. Februar 2018
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Andreas Neemann hat seinen ersten ZF-Magazintext im Jahr 2001 zum 6HP-Automatgetriebe geschrieben. Seither begleitet der Automotive-Autor mit Faible für komplexe Themen den Konzern in vielen Publikationen für interne wie externe Leser.
Blickt Somasundaram Balasubramaniam am indischen ZF-Standort Coimbatore auf seine Monitore, sieht er neben vielen anderen Daten auch, wie viel Strom der Maschinenpark vor Ort gerade verbraucht. Zunächst stand der Energieverbrauch gar nicht im Mittelpunkt seines Interesses. Denn sein Projekt DO MORE (die Abkürzung steht für „Digital Online Machine and Operations Research“) hat das Ziel, Wartungsbedarf frühzeitig zu erkennen und alle Produktionsprozesse stabiler zu gestalten. Dazu müssen digitale Betriebsdaten von Maschinen und Anlagen zentral verfügbar und auswertbar sein. Genau diese kann dann aber auch das Energiemanagement nutzen. So lassen sich etwa ineffiziente Motoren identifizieren, deren Erneuerung sinnvoll ist. Auch aus der Unterscheidung zwischen dem Stromverbrauch in der Produktion und dem sonstigen Energiekonsum am Standort Coimbatore ergeben sich viele Ansätze zum Einsparen.
ZF-Energiemanager Balasubramaniam identifiziert im indischen Coimbatore Maschinen mit unnötig hohem Stromverbrauch.

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

DO MORE ist ein gutes Beispiel dafür, dass Energieeffizienz für ZF ein Dauerthema ist. „Angesichts des Nachhaltigkeitsanspruchs bei unseren Produkten ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, dass wir auch im Unternehmen auf Nachhaltigkeit achten, etwa bei sämtlichen Prozessen in der Produktion oder bei der Qualifizierung von Mitarbeitern. Die gleiche Aufmerksamkeit schenken wir bei diesem Thema auch unseren Lieferanten“, sagt Personalvorstand Jürgen Holeksa. Er zeichnet auch für Nachhaltigkeit verantwortlich. Bereits im Jahr 2012 hat sich ZF vorgenommen, den spezifischen, also auf den Umsatz bezogenen CO₂-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent zu senken – und dieses Ziel bereits erreicht.
Doch der Konzern ruht sich auf seinen Erfolgen nicht aus. In einem Nachhaltigkeitsprogramm sind aktuelle Ziele in Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz formuliert sowie noch weitere Themenfelder, etwa die Umweltverträglichkeit von Produkten. „Sie liefern die Basis für eigene Programme an den Standorten. So geht der Umweltschutz weltweit in die Produktionsprozesse ein“, sagt Stefan Rieck, Leiter Konzern Umweltschutz.

Kampf den Stromfressern

Kampf den Stromfressern

Beispiele dafür sind der Austausch herkömmlicher Leuchtmittel durch LED-Licht (siehe Zusatzinformation unten) oder neue Produktionsverfahren wie das AWP-Tempern. Die Abkürzung AWP steht für Assembly of Warm Parts. Dahinter verbirgt sich ein neues Verfahren der Wärmebehandlung, das auf Induktion beruht. Dabei wird ein Werkstück nicht mehr als Ganzes in einem Ofen erhitzt, sondern nur noch punktuell durch Induktion. Das spart erhebliche Mengen an Energie im Vergleich zur alten Methode. Zusätzlich ist beim AWP-Tempern zum einen die Investitionssumme niedriger, zum anderen lässt sich das Verfahren viel besser in den Produktionsprozess integrieren. Die Konzerndivision Pkw-Fahrwerktechnik, bei der die Wärmebehandlung an vergleichsweise kleinen Bauteilen häufig ist, hat das neue Verfahren aktuell an acht Standorten weltweit eingeführt, weitere werden folgen. Das Beispiel zeigt, wie eng Nachhaltigkeit bei ZF mit Innovation und mit Wirtschaftlichkeitsüberlegungen zusammenhängt.

Sauberer Strom aus eigener Erzeugung

Sauberer Strom aus eigener Erzeugung

Einige ZF-Standorte verbrauchen nicht nur Strom, sie erzeugen ihn auch selbst. Der Konzern setzt beispielsweise auf Blockheizkraftwerke (BHKW), in denen spezielle Gasmotoren mit der Wärme zugleich elektrische Energie erzeugen. Derartige emissionsarme Anlagen haben einen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent. BHKW sind deutlich effizienter und kostengünstiger als Strom und Wärme aus unterschiedlichen Kraftwerken. Auch bei den Kosten liegt die selbst erzeugte Energie unter dem Marktpreis externer Stromanbieter. Insgesamt sechs BHKW betreibt ZF aktuell in Europa, die beiden größten am Stammsitz des Konzerns in Friedrichshafen. Pro Jahr erzeugen alle BHKW 42 Gigawattstunden Strom – in etwa so viel, wie knapp 10.000 Vierpersonenhaushalte pro Jahr verbrauchen. Im Vergleich zur konventionellen Energieversorgung tragen die BHKW dazu bei, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid jährlich um geschätzt 42.000 Tonnen zu verringern.
Der Einsatz von Blockheizkraftwerken ist allerdings nicht überall sinnvoll, denn für den effizienten Betrieb ausschlaggebend ist der Bedarf an Heizwärme. Daher sind an vielen internationalen Konzernstandorten auch andere Stromquellen interessant, beispielsweise im indischen Pune. Dort erzeugen seit kurzem große Solarpanels mit einer Leistung von 200 Kilowatt aufs Jahr hochgerechnet rund 290 Megawattstunden Strom für die Produktion. Im Vergleich zu konventioneller Stromerzeugung spart dies jährlich den Ausstoß von 250 Tonnen Kohlendioxid ein.
Auch solche vermeintlich geringen Effekte sind dem Konzern wichtig. Sie zeigen, dass bei ZF sehr viele Aktivitäten weltweit zum großen Ziel führen: dem nachhaltigen Umgang mit Energie.
Am ZF-Standort Pune erzeugen seit kurzem große Solarpanele mit einer Leistung von 200 Kilowatt rund 290 Megawattstunden Strom für die Produktion. Im Vergleich zu fossiler Energieerzeugung spart dies pro Jahr den Ausstoß von etwa 250 Tonnen Kohlendioxid ein.

Kampf den leuchtenden Energiefressern

Kampf den leuchtenden Energiefressern

LED-Leuchtmittel kommen mit deutlich weniger aus als Glühlampen oder Leuchtstoffröhren. Um bis zu 75 Prozent sinkt der Energieverbrauch für Leuchten, die auf der lichtemittierenden Diode (LED) basieren. Industrieunternehmen wie ZF sparen durch den großflächigen Einsatz von LED in Produktion und Verwaltung viel Energie. Dazu kommt, dass die Preise für LED im Zeitraum zwischen 2008 und 2015 um etwa 90 Prozent gesunken sind. Daher initiiert das ZF-Umweltmanagement seit einiger Zeit den Austausch älterer, leuchtender Energiefresser: „Allein durch den Ersatz von 1.600 Hallen-Tiefstrahlern am Standort Friedrichshafen durch LED sparen wir jährlich drei Gigawattstunden Strom“, erklärt Martin Rück. Er kümmert sich am Standort Friedrichshafen um den Umweltschutz. Vergleichbare Erfahrungen machen die Verantwortlichen an vielen anderen Standorten in Europa, Asien und Nordamerika. Weitere Vorzüge: Leuchtdioden haben eine erheblich längere Lebensdauer. Und mitunter lassen sich einzelne Lampen sogar ganz einsparen, da LED ein deutlich helleres und für das menschliche Auge zugleich angenehmes Licht erzeugen.
© ZF
Insgesamt 1.600 Hallen-Tiefstrahler hat ZF allein am Standort Friedrichshafen durch LED ersetzt. Dies spart pro Jahr drei Gigawattstunden Strom. Diese Menge entspricht dem Jahresverbrauch von 750 Vierpersonenhaushalten.