Herr Professor Schreckenberg, wie entsteht eigentlich ein Stau?
Auf Autobahnen ist der Grund dafür zu 60 bis 70 Prozent schlicht Überlastung. Es gibt zu viel Verkehr in dieselbe Richtung. Rasch kommt es zu einem zwar zähen Verkehr, der aber noch mit 10 bis 30 km/h fließt. Erst wenn einzelne Verkehrsteilnehmer stark bremsen oder andere Fahrer durch abrupten Spurwechsel zum Bremsen zwingen, kommt es zum Stillstand. Es entsteht nun eine Stauwelle, die sich entgegen der Verkehrsrichtung mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h ausbreitet. In manchen Fällen können solche Stauwellen sogar über die Rampen die Autobahn wechseln.
Am Anfang eines jeden Staus steht also menschliches Fehlverhalten?
Beim eben geschilderten Überlastungsstau trifft das tatsächlich zu. Zwischen 30 und 40 Prozent der Staus haben eine konkrete Ursache, etwa einen Unfall oder eine Spurverengung bei einer Baustelle. Hier beeinflusst das individuelle Fahrverhalten zwar auch die Entstehung eines Staus, aber nicht so stark. Ein Beispiel dafür ist, wie gut die Autofahrer das Reißverschlussverfahren anwenden. Das Gleiche gilt für die zwei Prozent der Staus, die aufgrund der Wetterverhältnisse entstehen, etwa durch schlechte Sicht bei Nebel oder starkem Regen.