In autonomen Fahrzeugen werden wir uns jedoch mit der Rolle des Beifahrers arrangieren müssen. Dabei erleben wir einen Kontrollverlust, der psychologisch eine ziemliche Herausforderung darstellt. Der Neurobiologe und Bestseller-Autor Dr. Marcus Täuber beschreibt das so: „Haben wir die Einschätzung, keine Kontrolle über eine Situation zu haben, reagiert unser Körper mit Stressprogrammen. Aus Sicht der Hirnforschung stellt der Verlust von Einflussmöglichkeit einen Notfall dar.“ Die Anforderung an die autonomen Regelsysteme ist daher klar: Sie müssen mit funktionaler Perfektion auch skeptische Passagiere davon überzeugen, loslassen zu können und sich einem digitalen und mechatronischem System anzuvertrauen.
Die Hersteller versuchen Vertrauen aufzubauen, indem sie Autofahrer schrittweise ans autonome Fahren heranführen. Dies funktioniert bereits über die Zwischenstationen der umfangreichen Assistenzsysteme und teilautomatisierte Funktionen. Dabei sieht Dr. Caspar Lovell, Projektleiter bei ZF, aktuell einen Paradigmenwechsel: „Bis vor kurzem ist man davon ausgegangen, dass sich das autonome Fahren, wie andere Funktionen auch, vom Luxus-Segment in die unteren Fahrzeugsegmente ausbreitet. Inzwischen gehen wir aber davon aus, dass wir die ersten fahrerlosen Fahrzeuge in völlig neuen Mobilitätskonzepten sehen, die zunächst mit niedrigen Geschwindigkeiten im innerstädtischen Verkehr unterwegs sein werden.“ Irgendwann werden wir also vor einem selbstfahrenden Robotaxi oder People-Mover stehen und müssen uns entscheiden: Steigen wir ein oder nicht?