Apropos „Nase vorn“: Bis zu neun Meter früher als eine konventionelle Bremsanlage kann IBC ein Auto zum Stehen bringen, wenn dieses aus 100 km/h automatisch notbremst. Diese Werte lassen sich mit unveränderten Radbremsen erreichen, also denselben Scheiben und Sätteln wie bisher. „In kritischen Verkehrssituationen kann die IBC tatsächlich den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen“, betont Meyer.
Das liegt daran, dass die IBC den benötigen Bremsdruck für den Notbremsassistenten (Automatic Emergency Braking, AEB) blitzartig aufbaut: etwa um den Faktor drei flinker, als es der Befehlskette Fahrerbein-Pedal-Hydraulik-Vakuumverstärker unter Idealbedingungen möglich wäre.
Für die Bremsanlage gelten strengere Anforderungen an die funktionale Sicherheit als für jedes andere Pkw-System. Bei Autos, die auch nur streckenweise ohne Zutun des Fahrers unterwegs sein dürfen, steigen diese Ansprüche weiter. „Die Millionen Zeilen Software-Code, die Hochleistungselektronik, die komplette Aktuatorik – auf das das alles muss bei unserer IBC unbedingt Verlass sein“, betont Meyer. „Für den Einsatz von hochautomatisiertem Fahren aufwärts haben wir daher auch die nötige Redundanz vorgesehen.“
Gerade bei so anspruchsvollen Bremsen-Innovationen kommt dem Konzern eine Besonderheit zugute: Vom Pedal beziehungsweise Aktuator über die Bremsensteuerung und deren Algorithmen bis hin zu den Sätteln und Scheiben am Rad beherrscht ZF jedes Detail selbst. „Die für das Bremsen entwickelten Softwarefunktionen waren außerdem Enabler auch anderer ZF-Software-Module wie ‚cubiX‘, das verschiedene Fahrwerksysteme intelligent vernetzt“, sagt Meyer.
Mehr Möglichkeiten mit Brake-by-Wire
Trotz software-definierter Systeme und digitaler Lösungen blieb eines analog im übertragenen Sinn: das - jetzt simulierte - Pedalgefühl. „Unsere Ingenieure wissen das Bremsenfeedback so einzustellen, dass es Autofahrer als vertraut und angenehm empfinden. Dieses jahrzehntelange ZF-Know-how steckt nun auch in der Regelung des Aktuators“, so Meyer.
Sogar von den komplexen Übergängen zwischen elektrischem Verzögern und jenem über die Reibbremsen, dem „Brake Blending“ bei E-Autos, bekommt man am Steuer nichts mit. IBC wahrt beim Tritt aufs Pedal also die besten Traditionen – während es das Bremsen selbst effektiver, effizienter und intelligenter als je zuvor koordiniert.