Datenflut im Stadtverkehr
Datenflut im Stadtverkehr
„Hier, fassen Sie mal an“, sagt Schlegel und weist auf einen neben dem „Dream Car“ aufgebauten silbrigen Kasten. Normalerweise ist diese Steuerbox mit ihrem Alugehäuse voller Kühlrippen, Anschlüssen und Steckern tief im Innern des Fahrzeugs verborgen. Die Wärme, die von dieser Box ausgeht, lässt auf intensive Rechentätigkeit im Inneren schließen. „Wir gaukeln dem Auto eine andere Realität vor, indem wir ihm die Sensordaten einer Fahrt durch Friedrichshafen einspielen“, so Schlegel. Das bringt die Steuerbox
ZF ProAI
auf Temperatur. Sie verarbeitet live die Signale von Front-, Seiten- und Heckkameras, von Lidar- und Radarsensoren sowie die Kartendaten und Positionsbestimmungen eines GPS. Die Daten haben Ingenieure von ZF auf einer eineinhalb Kilometer langen Strecke zwischen Forschungszentrum und Konzernzentrale in Friedrichshafen aufgezeichnet. Dieser Parcours ist gespickt mit Herausforderungen für ein Robo-Car: eine Spur für Radfahrer, zwei Bushaltestellen, drei Kreisverkehre, zwei Ampeln und fünf Zebrastreifen – typisches urbanes Umfeld also. Autonom zu fahren auf einem leeren US-Highway ist technisch wenig anspruchsvoll. Im hektischen europäischen Stadtverkehr trennt sich jedoch die Spreu vom Weizen. Denn dort erzeugen die Sensoren eine Flut von Signalen, die die Software rasch und richtig interpretieren muss. „Unsere Algorithmen machen aus diesem Datenwust ein tatsächliches Bild des Straßenverkehrs. Das ist die Grundlage für ein autonomes Fahrzeug, seinen Weg durch das Verkehrsdickicht zu berechnen und zu fahren“, sagt Schlegel.