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2019

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Goodwood Revival: Eine ERA für sich…

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Tags: Motorsport, Events
Janine Vogler, 08. Oktober 2019
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Janine Vogler Oldtimer liegen der gelernten Journalistin besonders in der Verbindung mit ZF-Produkten am Herzen. Privat ist sie lieber mit Hund in der Natur oder Motorrad unterwegs.
Haben Sie schon mal was von ERA, Bizzarrini oder Lola gehört? Jedes Jahr im September findet auf Einladung des Earl of March mit dem Goodwood Revival das unglaublichste Rennspektakel statt – hier präsentieren sich atemberaubend schöne Exoten und seltene Legenden der Renngeschichte zu einem ‚Who is Who‘ der Extraklasse. Und das Beste haben sie fast alle gemeinsam: Die meisten sind mit Produkten von ZF ausgestattet!

Die ERA-Fahrzeuge fahren mit purem Alkohol (Methanol)

Die ERA-Fahrzeuge fahren mit purem Alkohol (Methanol)

Beim grandiosen Festival in Goodwood ist mitunter eine sehr seltene Marke vorherrschend: ERA steht für English Racing Automobile, die Marke wurde im November 1933 von Humphrey Cook, Raymond Mays und Peter Berthon in Bourne/Lincolnshire gegründet. Ziel war es damals, ein Team von Einsitzer-Rennwagen herzustellen, um das britische Prestige im kontinentaleuropäischen Rennsport aufrechterhalten zu können. Der ERA war der erste und bekannteste englische Vorkriegsrennwagen und mit ihm wurde damals im Wesentlichen gegen Maserati und Alfa Romeo angetreten. Die Engländer baten ZF, ein Sperrdifferential für ERA zu entwickeln und alle 17 Fahrzeuge wurden damit ausgestattet. Die Besonderheit der Autos liegt darin, dass sie mit purem Alkohol (Methanol) bei einem Verbrauch von etwa 120 bis 130 Litern pro 100 km fahren. Der ERA-Motor war dabei auf drei Hubräume ausgelegt: eine Basisversion mit 1488-Kubikzentimeter für die 1500-Kubikzentimeter-Rennklasse brachte etwa 180–200 PS, zudem gab es eine Version mit 1088-Kubikzentimetern für die 1100-ccm-Klasse und darüber hinaus konnte für die 2000-ccm-Klasse auch auf 1980 ccm erweitert werden. In den höheren Hubraum-Klassen wurden dabei mehr als 250–275 PS erreicht. Die verschiedenen Modelltypen wurden in A-, B-, C- oder D-Typ eingeteilt.
In diesem Jahr war von insgesamt nur 17 gebauten Autos mit acht Exemplaren praktisch die Hälfte davon beim Goodwood Revival am Start. In England kennt den ERA fast jedes Kind - in Deutschland ist er inzwischen eher unbekannt, weil er über Jahrzehnte nicht auf dem Kontinent gefahren wurde. Der Zweite Weltkrieg hatte den Motorsport in Europa zum Erliegen gebracht und der Standort Bourne wurde daraufhin an einen Busbetreiber verkauft. Als der Rennsport Ende der 1940er Jahre wieder aufgenommen wurde, wechselten Berthon und Mays zum Projekt British Racing Motors (BRM). Die ERA wurden bis 1951 erfolgreich in der Formel 1 von bekannten englischen Rennfahrern wie Charly Martin oder Peter Whitehead gefahren, ab 1952 wurden jedoch Kompressor-Fahrzeuge aus der Formel 1 ausgeschlossen. Sehr selten ist auf dem Kontinent ein ERA zu sehen.
Aber auch andere Fahrzeugmodelle, die extrem selten und kostbar sind, können in Goodwood genossen werden: so eröffnete dieses Mal beispielsweise eine ganze Ferrari-Armada von 250 GT SWB-Typen (SWB steht für Short Wheelbase / kurzer Radstand) und sogar ein Typ 250 GTO mit dem ersten Rennen in der Kinrara Trophy feierlich die Spiele. Mit an Bord: Lenkung und Selbstsperrdifferential von ZF! Giotto Bizzarrini, der damalige Entwicklungsleiter bei Ferrari, war sehr stark von ZF-Produkten überzeugt, und so vertraute er auch bei späteren Modellen, die mitunter in seiner eigenen Firma entstanden sind, immer wieder auf die schwäbische Ingenieurskunst vom Bodensee. Ein besonderes Exemplar, der Bizzarini-Chevrolet P538 mit ZF-Fünfganggetriebe, startete allen voran in der Whitsun Trophy mit der Startnummer 1, gefolgt von einigen Ford GT 40, Lola-Chevrolet T70 Spyder bis hin zu McLaren-Chevrolet M1B – allesamt angetrieben von dem ZF-Rennsportgetriebe schlechthin: dem ZF 5DS25 mit integriertem Sperrdifferential.
Praktisch in jeder Klasse fuhren Produkte von ZF mit – jede steht für eine bestimmte Ära - und beim Goodwood Revival ist jede auch eine besondere Klasse für sich.